Wie viele Bäume müssen für das neue Holbeinviertel in Frankfurt Sachsenhausen fallen?

Pappeln

Frankfurt am Main wächst. Schnell. An vielen Stellen in der Stadt wird gebaut, altes Gewerbe- in neues Wohngebiet umgewandelt. So auch im südlichen Stadtteil Sachsenhausen, wo das neue Holbeinviertel entstehen soll.

Das neue Quartier, das 38 Einfamilienhäuser und weitere Wohnhäuser mit insgesamt 158 Eigentumswohnungen umfassen soll, wird in einer engen Schneise entstehen. Eingefasst zwischen stark befahrenen Schienenstrecken (S-Bahn, Fernverkehrs- und Güterzüge) und Oskar-Sommer-Straße bzw. Burnitzstraße.

Das Holbeinviertel wird von der Projektentwicklungsgesellschaft Holbeinviertel entwickelt, ein Projekt von Hochtief Solutions AG formart Rhein Main und der Wilma Wohnen.

Versprochen werden repräsentative Penthouse-Wohnungen mit Skyline-Blick.

Zuletzt wurde der Baubeginn für April 2012 angekündigt.


Größere Kartenansicht

Auf diesem Google-Maps-Ausschnitt sind noch Gebäude des ehemaligen Güterbahnhofs Süd zu sehen, die inzwischen abgerissen worden sind.

Ich wohne in einem der Häuser, in deren Rücken das Holbeinviertel entstehen soll. Das Bild oben zeigt den aktuellen Blick aus dem Wohnzimmer auf die Bäume, die „unsere“ Parzelle vom ehemaligen Bahngelände trennt. Dort stehen leider auch die Bäume. Und die müssen nun weichen.

Gefährderter Baumbestand: „etwa“ 25 Bäume

Nachdem im Dezember überraschend mit Bauarbeiten begonnen wurde, habe ich am 10.01.2012 beim zuständigen Stadtplanungsamt nachgefragt, ob und in welchem Umfang Bäume gefällt werden sollen:

Wie Sie sicherlich wissen, befinden sich zwischen den Grundstücken an der Oskar-Sommer-Straße und dem ehemaligen Bahngrundstück eine Anzahl grosser, schöner Bäume.

Mich interessiert nun: Was passiert mit diesen Bäumen. Bleiben sie unangetastet, werden sie gefällt?

Wenn ja, warum? Welche Bäume sind davon betroffen und wann soll das passieren?

Ist eine Ersatzbepflanzung vorgesehen? Wenn ja, wie sieht diese aus?

Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass ich Ihre Antwort, bzw. Teile davon, ggf in meinem privaten Weblog unter http://www.andreas.de/ veröffentlichen werde.

Ich freue mich auf Ihre Antworten und bedanke mich vorab!

Inzwischen informierte aber auch der Bauträger über die bevorstehenden Rodungen: In einem Schreiben vom 16.01.2012 an Anlieger und Bewohner der angrenzenden Straßen, informiert die Projektentwicklungsgesellschaft Holbeinviertel mbh & Co KG darüber, dass sie den Baumbestand ausdünnen werden. Der Baumbestand sei von einem Baumgutachter untersucht worden und es gäbe eine Bäume, die nicht mehr verkehrssicher seien oder im Rahmen der Baumaßnahmen nicht erhalten werden könnten.

Für das Stadtplanungsamt antwortet am 20.01.2012 ein Pressesprecher auf meine Anfrage:

Planerischer Wille ist, dass die vorhandene Böschung in ihrer Grundkonzeption als Grüngürtel erhalten wird. Entsprechend einer gutachterlichen Erhebung müssen aber entlang der vorhandenen Nordböschung verschiedene Bäume aus Gründen der Verkehrssicherheit gerodet werden. Es handelt sich hierbei insbesondere um Hybrid-Pappeln. Laut Fällantrag müssen etwa 25 Bäume gerodet werden. Hierfür ist ein 1:1 Ersatz geplant. Der erforderliche Haupteingriff findet auf der nordwestlichen Seite im Bereich der bestehenden Hybrid-Pappeln statt. Hier wird jedoch auch versucht einzelne Pappeln zu erhalten, so dass die Fläche nicht komplett freigestellt wird.

Dort, wo die erforderlichen Rodungen durchgeführt werden, sollen unmittelbar neue Laubgehölzhochstämme aufgepflanzt werden. Als Leitgehölz soll hier die Hainbuche dienen. Die Hainbuche ist auf Grund der Verschattungslage und der teilweise beengten Verhältnisse am besten geeignet. In Aufweitungsbereichen und Flächen mit mehr Belichtung sollen weitere Gehölze wie beispielsweise Eschen eingesetzt werden. Der teils erheblich vorhandene Unterwuchs soll erhalten und nur im Rahmen einer Pflegemaßnahme ausgeputzt werden. Flächen ohne Unterwuchs sollen mit Feldgehölzen ergänzend aufgepflanzt werden.

Alles im grünen Bereich also?

Vielleicht.

Etwa 25 Bäume sollen laut Fällantrag also weichen. Was heisst in diesem Zusammenhang „etwa“? Doch nur 20? Oder eher 30? Eine Untersuchung durch einen Baumgutachter sollte meiner Meinung nach doch eine präzise Zahl zum Ergebnis haben.

Immerhin wird umfangreiche Ersatzbepflanzung und die Erhaltung der Böschung als Grüngürtel versprochen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Rodungen auswirken. Klar ist, dass der oben gezeigte Blick aus unserem Wohnzimmer schon recht bald der Vergangenheit angehören dürfte. Schade.

Eine interessante Diskussion über das Holbeinviertel und seine Planung seit 2007 gibt es im diesem Thread im Deutschen Architektur Forum, Hintergrundinformationen wie Bebauungspläne etc., können bei Frankfurt Gestalten abgerufen werden. Auch das Stadtplanungsamt der Stadt Frankfurt hält offizielle Informationen vor.

Veröffentlicht von Andreas

Andreas Schepers leitet die Kommunikation des Berliner Labors des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, DFKI. Hier schreibt er privat über Dinge, die ihn interessieren: Astronauten, Pop, etc... und KI.

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